Liebe Schwangeren , hier finden Sie Informationen zum oralen Glukosetoleranztest (oGTT)
Der Zuckerbelastungstest dient zur Feststellung bzw. zum Ausschluss eines schwangerschaftsinduzierten Diabetes mellitus (Gestationsdiabetes mellitus (GDM)). Der wird meist ab der 24. SSW durchgeführt, da der Körper der Schwangeren sich an die fetale Wachstumsphase anpasst, in dem die Plasmaglukosekonzentration erhöht wird. Befinden sich die Blutzuckerwerte im Nüchternzustand über/gleich 5,1mmol/l und über 10,5 mmol/l eine Stunde bzw. über 8,5 mmol/l zwei Stunden nach dem Trinken der 75g Glukoselösung, dann liegt GDM vor.
Die Aufkonzentrierung der Plasmaglukose nimmt im Zweittrimester zu und passt sich dem fetalen Wachstum mit erhöhtem Glukosebedarf an. Kann der Körper der Schwangeren die erhöhten Plasmaglukosekonzentration durch erhöhte und schnelle Insulinsekretion nicht regulieren, liegt erhöhte Plasmaglukosewerte vor, welche Müdigkeit, Schläfrigkeit, erhöhtes Infektionsrisiko und im Extremfall zum Zuckerschock und Bewußtlosigkeit bei der Schwangeren führen können. Die nicht tolerierbaren Plasmaglukosekonzentrationen enthalten zuviel Glukose, welche aufgrund ihrer osmotischen Aktivität der umgebenden Zellen Wasser entziehen, sodass diese in ihrer physiologischen Aktivitäten inhibiert sind. Betrifft diese Dehydration die Zellen im Gehirn, so erleidet die Schwangere einen Zuckerschock.
Aufgrund der erhöhten Plasmaglukose steigt die Bioverfügbarkeit der Glukose für den Fetus bei einer gesunden Plazenta. Dadurch kann der Fetus schneller wachsen und daher zeitlich aufgrund seines Gewichtes weiter entwickelt sein im Vergleich zu den normalen Feten. Man spricht bei einem übergewichtigen Ungeborenen von einem hypertrophen oder makrosomen Fetus.
Die fetale Wachstumsphase wird bei Gestationsdiabetes erkrankten Schwangeren durch eine langfristig erhöhte Plasmaglukosekonzentration verlängert. Dadurch werden bestimmte fetalen Organe wie das Gehirn und die Lunge jedoch in ihrer Reifung gehemmt werden. Daher ist eine Therapie des schwangerschaftsinduzierten Diabetes mellitus für die Schwangere (Diät, Methformin, Insulin Rapid (schnell wirksam und schnell abgebaut, gelangen daher bei richtiger Dosierung nicht über die Plazenta zum Fetus) etc.) und die medikamentös induzierte fetale Lungereife durch Glukosteriokortikoide wie Prenisolut, Bethamethason ab 30. SSW zur Prophylaxe eines Atemnotsyndroms (Respiratory Distress Syndroms (RDS-Prophylaxe)) für den hypertrophen Fetus notwendig. Die Geburt eines makrosomen Fetus birgt zahlreiche Risiko für Mutter und Kind, welche durch die gesicherten adäquaten Therapien maximal minimiert werden können. So kann gegebenfalls eine eventuelle Episektomie (= Dammriss) bei der Mutter und eine Schulterdystokie mit/ohne Parese beim Kind durch eine geplante Sectio am vorgesehenen Termin im entsprechenden Krankenhaus verhindert werden.
Im extremen Kontrastfall kann trotz einer erhöhten Plasmakonzentration der Gestationsdiabetes erkrankten Schwangeren der Fetus durch die verminderte Gewichtszunahme untergewichtig sein, dass heißt, das fetale Wachstum ist aufgrund einer schlechten Versorgung durch eine erkrankte Plazenta retardiert. Daher ist eine engmaschige Gewichtszunahmekontrolle beim Fetus notwendig. Diese erfolgt durch den regelmäßigen Wachstumsschall, welchen im Abstand von zwei bis drei Wochen stattfindet. Weitere Marker zur Beurteilung der fetalen Hypertrophie und der diabetologischen Therapie der Schwageren sind der fetale Abdomenumfang um den Magen (AU), der fetale Abdomenumfang um die Narbelschnur/am fetalen Bauchspeck (abdomen circumference = AC) neben dem fetalen Gewicht im Vergleich zu den zeitgerecht entwickelten Feten.
Für die Durchführung des oGTT bitten wir Sie die folgenden Maßnahmen zu beachten, um ein falsch-positives oder falsch-negatives Testergebnis zu vermeiden. Falsch-positiv bedeutet, dass ein erhöhter Blutzuckerwert (Plasmaglukosewert) gemessen und damit der Verdacht für einen GDM festgestellt wird, obwohl dieser nicht vorliegt. Falsch-negativ bedeutet, dass der GDM nicht erkannt wird, weil beispielsweise die Konzentration für Plasmaglukose falsch gemessen wurde oder die Eichung des Messgerät falsch durchgeführt wurde.
1) 3 Tage vor dem oGTT wie gewohnt sich ernähren. Kein Kohlenhydrat-Verzicht!
2) Am Vortag (ab 18 Uhr) bitte mindestens eine 12-stündige Nahrungskarenz bis zum Test einhalten, sonst ist der Nüchternblutzucker(NBZ)-Wert auffällig. Das bedeutet für Sie daher:
□ keine Nahrung mehr zu sich nehmen, d.h. nüchtern sein, aber nicht verdursten! Mehr dazu unter dem Links-LÄKBW.
□ nur ungesüßtes (Mineral)-Wasser trinken, nicht dehydrieren, d.h. nicht “ausgetrocknet“ sein als Folge vom Wassermangel zum oGTT erscheinen!
□ weder rauchen noch Alkohol trinken
3) Am Untersuchungstag:
□ vor dem Test bitte nüchtern bleiben, nichts essen! Wasser trinken ist erlaubt, aber nur ungesüßtes (Mineral)-Wasser trinken, nicht dehydrieren, denn eine Dehydration reduziert die Zellaktivität, d.h. unter anderem, dass die Ausschüttung und/oder Produktion von Insulin und anderen Blutzuckerspiegel-regulierenden Faktoren beeinträchtigt werden.
□ kein Kaugummi, kein Bonbon, kein TicTac etc., da sie unter anderem Zucker enthalten
□ Insulin-regulierende Medikamente wie Cortisol, L-Thyroxin, β-Mimetika (Salbutamol), Progesteron (Famenita, Utrogest(an) etc.) bitte erst nach dem Test einnehmen. Bei fetaler Lungenreife mit Betamethason darf der oGTT erst 5 Tage danach frühestens erfolgen.
□ Testbeginn nicht vor 6 Uhr und nicht nach 9 Uhr wegen der tageszeitlichen Glukose-Toleranz!
□ 3 Stunden Aufenthalt in der Praxis einplanen. Sie dürfen die Praxis in dieser Zeit nicht verlassen.
4) Untersuchungsablauf:
□ venöse Blutentnahme für den Blutzuckerwert im Nüchternzustand
□ Trinken der Testlösung (=75g Glukose in 300 ml Wasser gelöst) schluckweise innerhalb von 5 Minuten. Getestet wird die "Verstoffelung" (Metabolisierung) der 75g Glukose nach oraler Aufnahme über den Magen in Ihrem Blutkreislaufsystem.
□ (Nur wenn notwendig, dürfen Sie Wasser (max. 50 ml) nach trinken, danach nicht mehr!)
□ beim Erbrechen der Testlösung, ist der oGTT nicht auswertbar!
□ stündlich wird aus der Armvene jeweils den Blutzuckerwert bestimmt
Vielen Dank für Ihre Kooperation!
Ihr Gyn-Praxisteam Khamlane Yinnavong